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Die 9. Wanderung: Rund um Roetgen

Was bleibt? Welche Erkenntnisse ziehe ich aus dieser Wanderung? Warum habe ich sie bisher nicht beschrieben?

Ganz einfach: Ich konnte sie nicht in Worte fassen.

Spätestens „rund um Roetgen“ habe ich verstanden, dass Wandern mehr bedeuten kann als wandern. Es bedeutet, nach außen und nach innen zu sehen. Das, was ich außen wahrnehme, halte ich immer mehr auch auf Bildern fest. Manchmal erinnern mich diese Bilder dann an die Innenansichten.

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Meist macht das Laufen durch Wiesen und Wälder mir gute Laune. Sonst würde ich es wohl kaum tun. Manchmal schimpfe ich laut vor mich hin: Wenn ich ausrutsche, die Füße nur mühsam aus dem zähen Lehm ziehen kann oder eine Pfütze in Seegröße sich auf dem Weg breit macht und die Dichtigkeit meiner Wanderschuhe beim Durchwaten einem Stresstest unterworfen wird.

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Oft bin ich erstaunt über sich plötzlich auftuende Aus- und Anblicke. Entzückte Ausrufe sind die Folge. Ich weiß inzwischen, dass „die Eifel“ zwar nicht Kanada ist – irgendwie fehlt das Meer  und Englisch spricht man auch nicht – aber dennoch wunderschön. Anders. Aber genauso schön.

All das hat dazu geführt, dass ich – die Wanderverweigerin, die „Ach-du-lieber-Himmel-die-Sonne-scheint-hoffentlich-kommt-niemand-auf-die-Idee-spazieren-gehen-zu-wollen-Frau“ – jeden Sonntagmorgen ihren „Pöngel“ gepackt hat, um sich alleine auf den Weg in den Wald zu machen. Werde ich wunderlich? Baue ich mir demnächst ein Baumhaus und empfange Journalisten, die von meinem Einsiedler-Leben gehört haben, das ich dem alltäglichen Kampf gegen das Schulchaos vorgezogen habe? Ein reizvoller Gedanke. Aber ich bin ein Luxusweib. Ich brauche eine heiße Dusche und einen Fön. Ganz zu schweigen vom Computer.

„Rund um Roetgen“ beginnt in Roetgen. Genauer gesagt: auf einem der drei Wanderparkplätze des Ortes. Dieser hier liegt am Ortseingang nahe der Roetgen-Therme. Das Wetter ist hervorragend, die Busse fahren noch regelmäßig, die Tage sind noch länger als die Nächte. Der Artikel mit der Wanderwegbeschreibung liegt ausgeschnitten im richtigen Rucksackfach. Es ist ein Rundweg, ein Stückchen „Eifelsteig“, ein Stückchen Venn, ein Stückchen irgendwas. Ich traue ihn mir zu.

Wie immer versagen GPS und Wanderapp, weil ich immer noch nicht gelernt habe, wie ich damit umgehen muss, damit Beides eben nicht versagt. Die Woche vergeht mit Schulkram und ist oft so schnell vorbei, dass ich mich erst am Samstagabend frage, wohin denn die Reise gehen soll.

Ein Stückchen Ort, dann geht es in die mehr oder weniger freie Natur. Kühe, ältere Damen und Herren mit Hund oder Hündchen, asphaltierte Wege, der Blick nach Belgien, das Vor – und Zurück – ach, da ist das Schild! – alles wie gehabt, noch nichts Besonderes.

Es ist nicht ganz einfach, den Weg zu finden, mehrmals kehre ich um, frage Spaziergänger, und werde wieder auf die richtige Spur gesetzt. Ich muss mir keine Sorgen machen, der Tag hat früh angefangen und wird spät enden. Ich komme an eine Brücke, einen Bach, einen Picknickplatz, und weil ich will, dass ich mir meine gute Laune auch am Abend noch einmal ansehen kann, übe ich mich im Selfie-Schießen – keine leichte Übung für jemanden, dessen Arme zwar lang genug sind, dessen Augen aber nicht mehr so ganz klar sehen können. Es klappt. Bisschen pausbäckig zwar, aber da bin ich: gut gelaunt und noch mutig.

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Ich verlaufe mich ein weiteres Mal. Und gelange hier zum ersten Mal zu der Erkenntnis, dass ich sehr sehr lange in die falsche Richtung laufe, bis ich umkehre. Liegt es daran, dass ich dem falschen Weg die Gelegenheit geben will, doch noch der richtige zu werden? Der Weg ist das Ziel? Klar, das stimmt natürlich, irgendwie. Beim Wandern allemal. Und mancher Weg ist einfach nur ein Umweg. Aber es wäre schon gut, am Tagesende auch das Weg-Ziel zu erreichen. Ohne „ist“. Die heimelige Jagdhütte mit dem Erdkeller, in dem man super gut Entführungsopfer zwischenlagern könnte, stand jedenfalls nicht auf dem Plan.

Ebenso wenig wie die Vertrauen erweckenden Warnschilder, die in einer Ecke der Hüttenveranda aufbewahrt werden.

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Ich drehe um. Und treffe einen keuchenden, blauen Mountainbiker, der verständnisvoll nickt, als ich nach dem Weg frage. „Ich weiß genau, wo Sie sich verlaufen haben. Da fehlt das Eifelsteig-Schild.“ Beruhigend. Auf die Idee, dass jemand die Schildchen vom Baum abmontieren und als Souvenir in den Wanderrucksack stecken könnte, bin ich bisher nicht gekommen. Der blaue Biker erzählt mir dann die ebenfalls beruhigende Geschichte  eines Familienvaters, den er vor einigen Jahren an der gleichen Stelle getroffen hat und der völlig verzweifelt versuchte, seine kleine Familie zum offenbar auf der belgischen Venn-Seite geparkten Auto zurückzubringen. Keine Chance vorm Dunkelwerden. Die ganze Familie habe schließlich bei ihm übernachten müssen, um die schlussendlich erfolgreiche Suche nach dem Auto am nächsten Morgen fortzusetzen.

Ich kriege leichte Schluckbeschwerden. Dann aber finde ich mit blauer Hilfe den Weg zum „Reinartzhof“ – oder vielmehr von dem, was davon übrig geblieben ist.

Dort setze ich mich auf eine der Bänke, studiere die Schilder, trinke einen Kaffee und blinzele in die Sonne. Es ist warm. Still. Friedlich.

Kurz hinterm „Reinartzhof“ beginnt das „Hohe Venn“. Das Gebiet, in dem die Entführungsopfer, die aus dem Erdkeller der düsteren Jagdhütte entfliehen konnten, zu Moorleichen werden. Jedenfalls, wenn sie den richtigen Weg nicht finden. Wenn die plätschernden Bäche auf der falschen Seite liegen. Die Wasserlachen neben den Stegen immer größer werden. Ebenso wie die Verunsicherung.

Was habe ich falsch gemacht? Wieso sind die anderen Wanderer auf der anderen Bachseite? Warum frage ich sie nicht? Wo ist die Brücke? Ich bin allein auf der falschen Seite. Im tiefen Gras ahne ich Liebespaare. Soll ich „Hallo? Ist da jemand?“ rufen? Möglicherweise auf Französisch?  Je ne parle pas Francais, but can I speak English? Wie peinlich. Ein langes Stück offensichtlich falsche Richtung will zurückgegangen werden. Wo ist „zurück“? Wie anders sieht der vermeintlich bekannte Weg aus, wenn er von hinten aufgezäumt wird?

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Ich gucke ganz souverän und gerate in Panik. Aber warum? Das weiß ich bis heute nicht. Es ist hell. Ich könnte rufen. Ich könnte zurücklaufen.

Stattdessen wate ich durch den Bach. Und erkenne, dass diese Entscheidung die richtige war. Obwohl in der Weg-ist-das-Ziel-Beschreibung nichts davon zu lesen ist. Einmal aufatmen, bitte.

Ich schlage mich durch dichtes Gestrüpp. Stolpere über dicke Wurzeln. Von einem entspannenden Wanderweg kann man hier nicht gerade sprechen. Vor mir stolpert ein mittelalterlicher Venn-Tourist. Wo kommt der denn her? Ich lasse ihm seinen Vorsprung. Von der Seite taucht ein Hundeführer auf. Allein bin ich nicht. Aber einsam. Unerklärlich verunsichert.

Endlich. Die Stelle, an der ich heute morgen den blauen Biker getroffen habe. Zumindest hier habe ich mir ein rundes Wegstück erlaufen. Und habe zum Glück die Erklärungen den weiteren Wanderweg betreffend noch im Kopf: Da hinten müssen Sie rein. Schwer zu erkennen, da verlaufen sich die meisten.  Ich mich dieses Mal nicht.

Es geht durch ein Waldstück, an einem Bach vorbei, der immer breiter wird. Der ein oder andere Mountainbiker zieht seine Spurrillen. Irgendwo lagert eine große Familie neben dem Bach im tiefen Gras und picknickt.  Offensichtlich gibt es viele Zugänge „rund um Roetgen“. Einmal stolpere ich und falle der Länge nach hin. Super. Niemand sieht mich. Im Wald fehlen die Schilder. Dann sind plötzlich zwei gleiche da. Ich stolpere weiter. Am Bach vorbei, der auf der richtigen Seite bleibt. Dann über die Brücke.

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Hier ist es wirklich schön. Ziemlich urig, das Ganze. Wer hätte gedacht, dass rund um Roetgen das Abenteuer lockt. Eine etwa 70jährige Dame, ja, ganz klar, mit etwa gleichaltrigem  Rauhaardackel kommt mir entgegen. Wir wechseln ein paar Worte, dann ist sie verschwunden. Und ich stehe vor einem Bach. Links ein hoher Felsen. Rechts ein Steilufer. Wie in aller Welt ist der Dackel hier rübergekommen? Ist die Frau in Wahrheit eine verkleidete Bergziege? Ich fass es nicht! Warum steht davon nichts in der Routenbeschreibung? Ich muss kraxeln. Der Felsen ist glitschig. Das fehlt mir noch, dass ich jetzt hier in den Bach plumpse. Ich hab nicht mal einen Dackel dabei, den ich mit einem gekritzelten Hilferuf am Halsband nach Roetgen schicken könnte.

Irgendwie schaffe ich es. Schwer atmend und vor Erleichterung fluchend bestehe ich die Bergprüfung.

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Der Rest des Weges ist easy- peasy. Ich habe Stunden! gebraucht. Und drei Monate, um mich davon zu erholen und darüber schreiben zu können.  Seitdem meide ich Wanderungen rund um Roetgen. Aber auf jeden Fall!!! werde ich im Frühjahr diesen Weg noch einmal gehen. Er hat sich mir tief ins Wanderer-Gedächtnis eingegraben. Vielleicht nehme ich einen Kompass mit. Und einen Dackel.

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Wanderung Nummer 4: Die Getzbach-Route

Schon nach drei Wanderungen merke ich: Die Routen der Aachener Zeitung sind mir nicht mehr genug. Ich will mehr. Mehr Wald. Mehr Ruhe. Mehr Natur. Mehr Moor.

„Haus Ternell“ scheint mir hierfür der geeignete Startpunkt zu sein. Ich behaupte, dass fast jeder Aachener meiner Generation diesen Namen schon einmal gehört hat. „Haus Ternell“ steht irgendwie für das „Hohe Venn“, steht für die Landschaft, bei deren Erwähnung ich jahrelang eher zusammengezuckt bin und freundliche Ausreden gesucht  und gefunden habe: „Sollen wir einen Spaziergang machen? Vielleicht durch’s Hohe Venn?“

Jetzt aber, mit dem in vier Kanada-Sommern gewachsenen Sinn für’s Draußensein, mit der Überlegung, was im Leben wichtig ist und was nicht, mit dem Gedanken, was ich denn heute noch tun würde, wenn es mein letzter Tag wäre, klingt das „Hohe Venn“ nach augen- und ohrenfreundlicher Umgebung, nach Waldduft, nach an meinen neuen Wanderschuhen saugenden schlürfenden und matschenden und moorigen Wasserlachen. Im Matsch spielen gehört nicht zu meinen prägendsten Kindheitserinnerungen. Wohl aber die: Ich lande mit einem bis dahin weißbestrumpften Bein in einer Öltonne. Und stecke vor Schreck das andere Bein auch noch rein. Wer A sagt, muss auch B sagen. Entsetzen, Verstecken, sinnlose Waschversuche, ungläubige Blicke meiner Eltern. Gab’s Prügel? Lachanfälle? Ich weiß es nicht mehr.

Jetzt also das Moor. Dieses Mal muss für die Anreise wieder das „Cambio“-Auto herhalten. Am Ende wird mich diese Wanderung ungefähr 20,- € kosten – aber besser konnte ich meinen Sonntag nicht verbringen!

Fast schon routiniert packe ich meinen blauen Rucksack, drucke meine Google-Anreise aus, lade mir die „Getzbach-Route“ als Offline-Karte aus der „Komoot-App“ auf meinen iPod und fahre los. Startpunkt der Reise ist das bereits erwähnte „Haus Ternell“, an dem ich vor vielen Jahren einmal gelandet bin, ganz bestimmt nicht aus eigenem Antrieb, und das über einen Parkplatz verfügt, der proppenvoll ist, denn: Hier kann man auch essen! Meine Erfahrung lehrt mich, meinen Startpunkt nicht eigenmächtig zu verlegen, zumal ein schneller Blick auf meine Offline-Karte und auf mein Handy mir klarmachen, dass ich mich hier erneut auf mich selbst und diverse Hinweisschilder verlassen muss. Die Aussage der auch hier freundlichen Info-Center-Dame „Da hinten, an der Tafel mit der Wanderkarte, funktioniert das GPS wieder“ trifft für mich und meine Gerätschaften nicht zu. Irgendwas mache ich falsch.

Ich suche mir also eine Parkmöglichkeit irgendwo an einer Waldeinfahrt, hoffe, dass mein Auto nicht zu tief im weichen Lehmboden versinkt und gehe unter Einsatz meines Lebens – die Straßenstrecke ist so marode, dass ein Spaßvogel ein Schild mit dem Titel  „Highway to hell“ aufgestellt hat, und die häufig deutschen Autofahrer verstehen das  offenbar als Einladung zum Rasen – zum Startpunkt zurück, um mit der freundlichen Wanderführerin zu besprechen, worauf ich achten muss. Sie drückt mir – überzeugt von meinen Fähigkeiten, mich damit zurechtzufinden – eine Wanderkarte in die Hand, warnt mich vor dem ersten Stück des Weges bis runter zum Getzbach – „Danach ist der Weg gut ausgebaut und ganz einfach zu laufen“ – und hofft, mich vor Schließung des Info-Lokals wiederzusehen. Das wird nicht klappen. Ich werde für diese Strecke viel länger brauchen als die angegebenen dreieinhalb Stunden. Wegen meiner leckeren Picknick-Sachen, wegen des zu schnuppernden Wald-Duftes, wegen der machmal fehlenden Hinweisschilder – dieses Mal muss ich auf ein grünes Kreuz  +  achten – und der daraus resultierenden Umwege.  Gegen sechs Uhr werde ich unruhig werden, in die falsche Richtung laufen – weit und breit kein grünes Kreuz auf weißem Grund, dafür aber ein großer grüner irreführender Pfeil – mich fragen, wie ich ohne funktionierendes Handy nach einer Waldnacht morgen früh mein Nicht-Erscheinen in der Schule erklären soll – und auf ein junges Paar treffen, das mich auf Englisch darüber aufklärt, dass „House Töörnell“ da hinten um die Ecke liegt. Ich erinnere mich an den Struffelt-Stein. 😂 Und stelle fest: Ich muss wieder lernen, mich auf meine Ohren zu verlassen. Der „Highway to hell“ ist ziemlich deutlich hörbar.

Der Abstieg ins Getzbach-Tal erweist sich als glitschig, matschig, rutschig. Leider liegt hier kein Ast am Wegesrand, auf dem ich mich abstützen könnte. Ich schaffe den Abstieg, der länger ist als vorher vermutet, ohne mir Hals und Beine zu brechen und auch, ohne im Matsch zu landen. Neben dem Plätschergeräusch des Baches höre ich muntere Unterhaltungen mehrerer Wandererkollegien, die mich beunruhigen: Sollte dies hier die Hauptstrecke der sonntäglichen Venn-Fans sein? Muss ich etwa die Natur mit Haufen von Aachenern teilen, die sich wie ich nach Ruhe sehnen, gefährliche Rutschpartien in Kauf nehmen und dann statt dem Blätterrauschen zu lauschen unfreiwillige Teilhaber tief schürfender Gespräche über Sinn und Zweck der Briefwahl für Wanderer werden? Wird Martin Schulz neuer Bundeskanzler? Sollte auch ich das nächste Mal Briefwahl beantragen, um rechtzeitiger auf der Wanderstrecke zu sein und drohendem Verirrungs-Dunkel im belgischen Venn besser vorbeugen zu können? Wann kaufe ich mir Wanderstöcke?

Ich lande am Getzbach. Sehe einen grünen Pfeil auf weißem Grund. Finde beides auf der Wanderkarte. Wende mich nach links. Ein gut ausgebauter Weg. Für mich allein. Beruhigendes Bachplätschern. Zeit für die ersten blauen Trauben.

 

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Die „Getzbach-Route“ führt mich am Bach vorbei, durch Buchenwälder, hügelauf, hügelab, über breite helle Wege, dunkle rutschige Pfädchen, über kleine Brücken, Stolpersteine, glitschige Wurzeln und herumliegende Äste, von denen ich mir den ein oder anderen greifen muss, um eine Stütze zu haben. Kurzum: Ich finde die Route nicht ganz so bequem, wie mir die Wanderführerin suggeriert hatte. Das liegt sicher an unseren unterschiedlichen Wander-Erfahrungen. Der Weg ist schön. Abwechslungsreich.    Anstrengend. Zumindest für mich. Es ist wenig los. Bis auf eine deutsche Familie und eine Englisch sprechende Gruppe junger Leute begegne ich niemandem mehr. Der überwiegende Teil führt durch den Wald. Lange laufe ich am Getzbach entlang, irgendwann durch offenere Wiesen- und Heidelandschaft.

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Ich treffe auf fette rote Fliegenpilze, die in den Büchern meiner Kindheit als gefährlich giftig beschrieben wurden, und die ich bisher sehr selten „in echt“ gesehen habe. Überhaupt scheint es ein Pilzjahr zu sein. Selbst meinem ungeübten Auge fallen die vielen verschiedenen Pilzsorten auf, die aus totem Holz sprießen, am Wegesrand stehen, unter braunem Laub hervorlugen. Nicht selten finde ich einen Steinpilz. Oder das, was ich dafür halte. Meine Hand ins Feuer legen würde ich dafür nicht.

 

Gegen Ende des Weges treffe ich auf den Ternell-Bach. So sagt jedenfalls die Karte, die ich dann doch bemühen muss. Schilder mit grünem Kreuz? Mangelware. Irgendwann wird auch klar, warum: Ich habe mich verlaufen. Und da ich spät losgegangen bin an diesem Wahlsonntag, wird es irgendwie auch schon dunkler im dunklen Wald. Zurück zur falschen Abbiegung. Den anderen Weg. Da hoch? Okay. Erleichterung am nächsten grünen Kreuz.

Der Rest des Weges ist Geschichte. Siehe weiter oben. Das Ergebnis des Wahlsonntags auch. Kurz nach Schließung der Wahllokale schließe ich die Tür meines Cambio-Autos auf. Drücke auf den Radio-Knopf. Angie und Martin haben herbe verloren. Martin ist sauer. Angie muss nach Jamaika. Und ich nach Hause. Die AFD wird sich selbst zerfleischen. Die Welt wird nicht untergehen. Der Wald wacht weiter über seine Wanderer.

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