Allgemein · Lesefutter

Försters Pucki

. . . kam in mein Leben, als ich – sieben Jahre alt – im Krankenhaus lag und mich von einer Mandel-OP erholen sollte. Neben mir im Krankenzimmer lag meine Freundin Cornelia. Unsere Mütter hatten sich offenbar zusammengetan und einen gemeinsamen einwöchigen Aufenthalt im Krankenhaus „St. Josef“ für uns erwirken können. Vielleicht in der Hoffnung, dass man „zusammen weniger allein ist.“ Natürlich in den Ferien, kurz vor oder nach Ostern. Damals waren die Osterferien drei Wochen lang.

Es war das Zeitalter der strengen „Besuchszeiten“. Die waren von zwei bis vier, und vorher oder nachher waren die Türen zu. Basta.

Ich hatte Heimweh. Cornelia nicht.

Unsere Mütter kamen mit Eiscreme, denn das war angeblich gut gegen die fürchterlichen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Ich weinte, aß mein Eis am Stiel, weinte weiter. Cornelia weinte nicht.

Deshalb verstand  mich niemand.

Da brachte meine Mutter mir mein erstes eigenes Buch mit. Es war Band Eins der „Pucki-Reihe“, aber ich kam nicht über die Anfangsseiten hinweg, denn die waren irgendwie langweilig und außerdem schwammen meine Augen ständig in Tränen und das machte das Lesen schwer. Lesen an sich war keine Anstrengung für mich, ich bin in einem Haus mit Bücherschrank (Mama) und Zeitung (Papa) groß geworden und niemand wäre jemals auf die Idee gekommen, dass irgendwelche Texte für mich ungeeignet sein könnten. Also las ich, was mir in die Finger kam.

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Wieder zu Hause hörte ich mit dem Weinen auf und hatte Ferien und somit Lesezeit. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Pucki und mir. Später kamen noch andere Freundinnen und sogar Freunde hinzu: Hanni, Nanni, Dolly, Georgina, die wie ich lieber ein Junge sein wollte, Jack und seine Schwester Lucy und „Der Trotzkopf“, von der ich den richtigen Namen gar nicht weiß.

Natürlich sind die Bücher der „Pucki“-Reihe keine hohe Literatur. Sie spielen im Nirgendwo irgendwo in Deutschland – oder doch nicht? – irgendwann vor oder nach einem Krieg, der nicht mal ansatzweise erwähnt wird. Sie triefen vor Sentimentalität und Klischees. Männer und Frauen haben eine klare Rollenteilung, die Menschen auf dem Land sind gesund, stehen früh auf und versorgen mit ihrer eigenen Hände Arbeit die armen, blassen Städter, die kein eigenes Stück Land zum Beackern haben. Männer müssen gefragt werden, wenn ihre Frauen sich in irgendeiner Weise verwirklichen wollen und sollten sie das wollen, klingt immer durch, dass die Verwirklichung der Frau in der Erziehung der Kinder und der Abwicklung des Haushaltes in ganz natürlicher Weise mit inbegriffen ist.

Und doch: Pucki geht auf die „Höhere Schule“ – aber nur bis zur Zehn, das reicht für ein Mädchen -, dann folgt ein „Erster Schritt ins Leben“ und danach – für damalige Zeiten durchaus ungewöhnlich –  eine Berufsausbildung für einen Beruf, der allerdings nie ausgeübt wird, weil Pucki vorher „eine glückliche Braut“ wird und ihre Erzieherinnen-Ausbildung später an ihren eigenen Söhnen ausleben kann.

Welchen Einfluss nehmen Bücher auf ihre jungen Leserinnen und Leser? Sind die Helden der Kindheit Vorbilder oder Stellvertreter? Will man sein wie sie oder reicht die durch das Eintauchen in von den Protagonisten zu bewältigende gefährliche Situationen geweckte Abenteuerlust nur bis zum hinteren Buchdeckel? Wächst man über die Heldin hinaus und macht es anders, besser? Trägt „Försters Pucki“ die Schuld an meinen derzeitigen Waldwanderungen? Fragen über Fragen. Pucki lebt.

 

 

 

Allgemein

Gespräche

Manchmal werde ich unfreiwillig Zeugin. Gesprächsfetzen bringen die Eifelluft in Schwingung und treffen auf mein Ohr.

„Fang erstmal mit den Zähnen an.“

In Sicht kommt ein Paar meines Alters – und verstummt bei meinem Anblick. Meine Phantasie geht mit mir durch.

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Allgemein · Canada, my love · Hiking, Wandern, Unterwegs sein

Verbindungen II

– Wolfgarten – Vancouver-Island –

Auf meiner Wanderung Nummer 10 – von Gemünd und wieder zurück – finde ich diese Holzskulptur. Ein grauer, aber freundlicher Kappenträger.

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Noch kein Totempfahl. Aber bestimmt steckt auch hier eine Geschichte dahinter. Wirklich weit reisen muss ich nicht, um besondere Begegnungen zu haben.

 

Allgemein · Hiking, Wandern, Unterwegs sein

Wanderung Nummer 10: Gemünder Runde

War ich jemals in Gemünd? Ich glaube nicht. Auch dieser wirklich hübsche Ort lag bisher außerhalb meiner gedanklichen Reichweite. Gemünd –  das liegt in der Eifel. Eifel – das bedeutet Plastikstühle, herbstliche Dekoration aus Jutebändern und Plastikkürbissen, forsche Seniorenwandervereine, Jugendherberge. „Mama“, sagt meine älteste Tochter, als ich ihr von meiner heutigen Wanderung berichte, „da war ich auf Klassenfahrt“. Eben! Sag ich doch!

Ich war auch schon öfter „auf Klassenfahrt“: in Bad Aachen (ja, tatsächlich. Es gab ein Jahr, da waren die Jugendherbergen in der Eifel ausgebucht). In Bad Münstereifel. In Bad Ems. In irgendwelchen Käffern, an deren Namen ich mich auch nach großer Anstrengung nicht erinnern kann. Am Gardasee. Aber das ist eine andere Nummer.

Heute fährt die „SB63“ zum letzten Mal.  Die Wandersaison ist zu Ende. Die Rucksäcke werden geleert, die Stöcke in den Keller gestellt, die Wanderschuhe geputzt und eingesprüht. Das jedenfalls ist die Meinung der ASEAG. Ich habe mir fest vorgenommen, sie zu überprüfen und zu widerlegen. Frostige Tage, Raureif auf den Wiesen und den unter Buchenblättern verborgenen Wegen, Nebelschwaden und im besten Fall Schneeflocken werden doch echte Eifelvereinmitglieder und solche, die es wie ich nicht werden wollen, nicht abschrecken.  Ich kann mich schon im „Hohen Venn“ entdecken, orientierungslos fluchend im Schneegestöber, nach roten und blauen Softshelljacken Ausschau haltend, in denen Menschen stecken, die über eine bessere Orientierung oder ein besseres GPS-Gerät verfügen als ich.

Heute morgen konsultiere ich wie jedes Mal kurz vorm Aufstehen das von Mark Z. ins Leben gerufene soziale Gesichtsbuch. Ich hoffe auf Nachrichten meiner neun Flugstunden entfernt lebenden Kinder – und werde nicht enttäuscht. Eine dieser Nachrichten enthält einen Link zur Mediathek des „Ersten deutschen Fernsehens“: Ist der Wald Medizin? Ein Film, in dem unser aller Lieblingskanadier mitspielen könnte.

In diesem Film geht es um die therapeutische Wirkung des Waldes. Um die Botenstoffe, die – von den Bäumen in meine Richtung gesandt – mir gute Laune machen. Tatsächlich ertappe ich mich auch bei dieser Wanderung mehrfach dabei, wie ich breit grinsend durch den Wald stapfe. Mich sieht ja niemand.

An dieser Stelle möchte ich mich für meine negative Kritik an meiner Wetter-App entschuldigen. Als ich wach werde, regnet es in Strömen. Fast bin ich versucht, mich im Bett nochmal rumzudrehen, aber die Aussicht auf einen Tag mit schlechtem Gewissen – die Schule ist eine Institution, der Sonn- und Feiertage völlig schnuppe sind, irgendeine Stunde will immer geplant, irgendeine Note will immer vergeben, irgendein Protokoll einer mehr oder weniger sinnlosen Sitzung will immer geschrieben werden – lässt mich nach meinem Lieblingsgerät und der darauf vorhandenen Wetter-App greifen. Die Aussichten für die Eifel sind gar nicht so schlecht, es gibt angeblich Regenpausen. Das wäre doch gelacht! Also los!

Die Busfahrt nach Gemünd dauert fast anderthalb Stunden. Und: Der Bus ist voll! Hä? Bei dem Wetter? Vorwiegend junge Menschen mit Regenjacken und Wollmützen diskutieren über sinnvolle Hosenlängen: „Hätte ich nur meine Dreiviertel-Hose mitgebracht!“ Es werden Erfahrungen ausgetauscht – „Also, ich hab in Köln damit angefangen.“, Prognosen erstellt – „Es soll ja gleich aufhören.“ – und Bananen gegessen. Etwa 500 Meter vor Einruhr wird mir alles klar: Heute ist Rursee-Marathon. Der Straßenrand ist zugeparkt, voll motivierte Menschen mit Sportzeug und Nummern auf Brust und Rücken   marschieren in Richtung Start- und Zielpunkt, der Bus fährt eine andere Haltestelle als üblich an, alle steigen aus. Nur ich nicht. Ein ganzer Bus, nur für mich allein. Ich tue ganz entspannt, aber irgendwie ist das komisch. Eine etwa ein Viertel-Jahrhundert alte Erinnerung wird wach:

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Ich sitze in einem vollen Bus und fahre durch die schon weit fortgeschrittene römische Nacht in Richtung Nonnenpension. Dort wohne und arbeite ich, unter der gestrengen Knute von – ja, tatsächlich – „Schwester Hildegard“. Rom bei Nacht ist etwas Besonderes. Es gibt so viel zu sehen! Es sieht alles so anders aus als tagsüber! Man merkt gar nicht, dass es an der fremden Busroute liegen könnte. Erst, als es draußen immer weniger zu sehen gibt und ich irgendwann alleine im Bus bin, wird mir schlagartig klar: Haltestelle verpasst – oder ganz falscher Bus! Der Fahrer fährt stoisch und ohne mich überhaupt wahrzunehmen dahin, wo er vermutlich immer hinfährt um diese Zeit: ins Busdepot. Das wäre auch in Ordnung, säße ich nicht zunehmend verängstigt – Entführung, Raub, Mord und Totschlag, Schwester Hildegard! – auf einem der hinteren Sitze. Ich will hier raus! Aber wo werde ich sein, wenn ich hier raus bin? Ich fasse mir ein Herz, wanke nach vorne, gebe mich zu erkennen und erwarte im besten Fall ein Anhalten am Straßenrand und ein Öffnen der Bustür. Wo ich hin will? Ich gebe meine Adresse durch. Mamma mia! Komplett andere Gegend! Aber – „Isch-schwöre!“, würden meine Schüler jetzt sagen – kein Problem für den römischen Busfahrer. Er dreht ab und fährt mich nach Hause. Nicht gerade bis vor die Tür der Nonnenpension, aber doch fast. Hinter den Mauern des Vatikans lässt er mich raus und ich brauche nur noch die Via delle Mura Aurelie hoch. Und finde den üblichen Zettel mit der Anweisung des morgendlichen Dienstes auf dem Treppenabsatz. Ein Glück, Schwester Hildegard hat nichts gemerkt. Sie wird mich zwei Wochen später trotzdem „entlassen“. Vielleicht kehre ich als Touristin nochmal zurück. Denn eigentlich ist es das perfekte Quartier.

In Gemünd hält der Bus an der Kirche und ich finde den Nationalpark-Info-Punkt und den Einstieg in den Wanderweg T7 fast auf Anhieb. Der Regen hat aufgehört und wird erst auf den letzten hundert Metern meiner Wanderung wieder einsetzen. Es ist kühl – ich vergesse immer wieder, dass die Eifel ein anderes Klima hat als die Stadt Aachen. Beim nächsten Mal werde ich meine Regenjacke mit dem dazugehörigen Fleece-Futter ausstatten müssen. Vielleicht auch eine warme Hose? Mal sehen.

Der Weg wird in der Beschreibung als „anspruchsvoll“ angegeben. Ist er aber nicht. Vielleicht ist der Aufstieg gemeint, der mich auf dem ersten Kilometer dann doch ins Schwitzen bringt. Aber sonst?

Ich stapfe durch Buchenlaub – wie schön das raschelt! – und ganz schnell, wie immer auf diesen Wanderungen, entspanne ich mich und mit mir entspannt sich meine Blase. Ich muss mal. Und auch, wenn doch vergleichsweise wenig Wandervolk unterwegs ist, muss ich nach einem Pipiplatz suchen. Vielleicht dort, hinter dem Verbotsschild? Von Sprengkörpern wie auf der Dreiborner Höhe ist hier nicht die Rede. Warum ist hier „Vorübergehend gesperrt“? Jagdsaison vielleicht? Könnte man mich für eine Wildsau halten? Schlagartig erschließt sich mir der Sinn der knallbunten Wandererjacken! Meine ist schwarz. Und das ist in manchen Situationen gar nicht so verkehrt.

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Wieder auf dem Weg finde ich eine nasse Bank, auf der ich meinen Proviant auspacke. Der Kaffee ist noch warm, das Croissant nicht mehr knusprig, ein mit seinem Frauchen vorbeilaufender Hund würde trotzdem gerne mal reinbeißen, darf aber nicht, und – was sage ich! – die Wolken lassen ein bisschen blaue Farbe und den ein oder anderen Sonnenstrahl durch – nur ganz kurz. Mir ist das aber egal, ich mag dieses nebelige graue Wetter, der Wald ist bunt genug.

Auf dem Weg finde ein Eichenblatt mit einer gelben Kugel, wenig später eines mit einer braunen. Sind das Gallen?

Als ich noch Biologie studiert habe – lang ist’s her – haben mich Gallen ebenso interessiert wie Moose oder Farne. Leider ist mir mein Interesse an der Sache im Laufe des  Unterrichtens immer mehr abhanden gekommen. Es ist schwer, den desinteressierten Blicken pubertierender „Kinder“ den eigenen Enthusiasmus zum Thema Gallen entgegenzusetzen. Kommt im Lehrplan ohnehin nicht vor.

Ich lese noch einmal nach, was ich eigentlich schon weiß: „Gallen“ – so schreibt der NABU“ –  „sind abnorme Veränderungen von Pflanzenteilen wie Wucherungen, Verdickungen oder blasige Gebilde auf Blättern, an Stängeln oder Wurzeln. ( . . . )Die fleischigen, kugeligen oder zipfeligen Objekte sind das Werk von Bakterien, Fadenwürmern, Milben oder Insektenlarven.“ Hm. Mich wundert, dass der NABU für ein Naturphänomen das Adjektiv „abnorm“ benutzt.

Die Gallen, die ich hier auf den Eichenblättern gefunden habe, stammen vermutlich von der Eichengallwespe. Die Weibchen legen ihre Eier auf der Blattunterseite ab. „Die daraus schlüpfenden Larven benetzen kleine Areale an den Blattrippen mit Speichel. Dieser enthält Wirkstoffe, die das Blatt veranlassen, rund um die Larven Gallen zu bilden. Im Inneren der Behausung entwickelt sich die Nachkommenschaft gut geschützt in einer Kammer.“  Die Abwehrstoffe der Wirtspflanze  sind Gerbstoffe, die von uns Menschen zum Gerben von Leder benutzt werden – auch heutzutage noch. „Aus Pflanzengallen wird auch die wertvolle Eisengallus-Tinte hergestellt. Sie ist absolut lichtecht und wird zum Unterzeichnen von Staatsverträgen benutzt.“ Bestimmt setzt Donald T. seine schwungvolle Unterschrift mit Tinte aus Gallen unter seine Dekrete. Wenn das die Wespen wüssten.

Ich laufe weiter. Ein bisschen bergauf geht es doch noch. Und dann lichtet der Wald sich, ein Gatter kommt in Sicht und eine schmale, asphaltierte Straße führt mich in den Ort „Wolfgarten“, von dem ich – wieso auch? – noch nie gehört habe. Bevor ich dort ankomme, treffe ich auf einen meiner kleinen, an dieser Stelle Realität gewordenen Wunschträume: Ich hätte gerne  🐔 🐔 🐔  Nur drei oder vier, der Eier wegen und wegen der Geräusche, die sie machen. Aber wo will man in der Stadt Hühner halten? Bei meinen Recherchen diesbezüglich stoße ich auf einen bekannten Aachener Bio-Hof. „Rent a Huhn“ ist die Devise. Das wäre ja noch was! Leider erfahre ich, dass die Schlachtung und der Abtransport des Eierproduzenten in den heimischen Suppentopf nach einem Jahr im Mietpreis inbegriffen  ist. Was ist das denn? Nur, weil die armen Viecher während der Mauser nicht regelmäßig legen, scheint der eierliebende Endverbraucher die Geduld zu verlieren und braucht ein neues Huhn. Nee, das ist nichts für mich. Aber vielleicht kann man Menschen finden, die mit mir eine Wiese pachten, um eine ähnliche Hühneridylle wie diese hier zu schaffen:

Der ganze Ort Wolfgarten ist eine einzige Idylle.

Hier ist alles so sauber und proper und es gibt Pflastersteine und Wegkreuze und liebevoll gestaltete Vorgärten und Fachwerk und Bruchsteinhäuser. Ich gerate innerlich ins Schwärmen und komme im nächsten Waldstück auf die Kehrseite der Idylle. Nichts ist, wie es scheint. Hohlköpfe gibt es überall, und hier machen sie sich breit:

Zum Glück lassen die Schilder sich leicht abkratzen. Mich beschleicht ein mulmiges Gefühl. Aber der Wald ist viel zu schön, um sich schlecht zu fühlen.

Und Regentropfen fallen erst auf der allerletzten Etappe, aber da retten mich der inzwischen geöffnete Info-Punkt mit seiner freundlichen Informantin und den sehr hübschen dort käuflich zu erwerbenden weihnachtlichen Wald-Dekorationsstückchen. Ich kann nicht widerstehen. Die Zivilisation hat mich wieder.

Allgemein · Canada, my love

Der „Sea-to-Sky-Highway“

Vor fünf Jahren war ich zum ersten Mal in Kanada. Genauer gesagt, auf einer winzigen Insel in Kanada: auf Salt Spring Island.

Ich bin nicht die einzige Aachenerin, die dort – wenn auch nur für kurze Zeit – gelandet ist, ihre Liebe zu Land und Leuten, zu Meer und Wald, zu „Slow-Down“ und Gelassenheit entdeckt hat und  „Salt Spring“ nun als Synonym für all das benutzt.

Es war die Reise meines Lebens.

Seitdem bin ich vier Mal in British Columbia gewesen. Und eigentlich brauche ich dort zum Glücklichsein nur eines von Beidem: ein ruhiges Plätzchen im Wald oder am Meer.

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Dennoch siegt hier und da die Abenteuer- und Entdeckungslust über die Bescheidenheit. In diesem Sommer war ich deshalb zusammen mit meiner immer noch sehr jungen ältesten Tochter auf dem „Sea-to-Sky-Highway“ unterwegs. Nur ein paar Tage, aber mit nachhaltigen, wunderbaren Eindrücken.

Wir starten auf Vancouver Island und fahren mit dem nagelneuen Mietauto und wenig Gepäck mit BC Ferries nach Tsawwassen. Tsawwassen. Wie das klingt! Mein äußerst rudimentäres Wissen über die „First Nations“ – bezogen aus Wikipedia- oder ähnlichen Artikeln – sagt mir, dass die „Tsawwassen“ ein Stamm der Salish sind und der Name des Fährterminals ihnen somit im freundlichsten Fall wohl eine Art „Denkmal“ setzt. Ich habe drei Jahre gebraucht, um dem Namen beim Aussprechen einen einigermaßen angemessenen Klang geben zu können.

Die hier an anderer Stelle bereits erwähnten Schwierigkeiten, eine Wanderkarte zu lesen, lassen ahnen, welchen Respekt ich angesichts einer kanadischen Map durch British Columbia und insbesondere vor einem Stadtplan der Weltstadt Vancouver hege. Ja, ich weiß, es gibt GPS. Ein „Navi“ im Mietauto ist aber ein teures Zusatzgerät, und das Mietauto selbst ist angesichts der Jahreszeit schon teuer genug. Aber ich habe ja meine im Computer-Zeitalter groß gewordene Tochter und ihr Handy. Das ist äußerst beruhigend. Sie lotst uns beide vom Ferry-Terminal mitten durch Vancouver hindurch auf den Highway 99. Wir verfahren uns nur ein einziges Mal. Und zwar, weil ich mit meinen fundamentalen Kenntnissen der Gegend die GPS-Kompetenz meiner Tochter in Frage stelle. Danach halte ich demütig meinen Mund. Zumindest, wenn es um die Fahrtroute geht.

Ansonsten entfährt mir immer und immer wieder der für meine BC-Besuche fast schon legendäre Ausspruch: „Guck dir das an!!!“ – manches Mal begleitet von einem „Unglaublich!“

Tag 1: Victoria – Vancouver – Capilano-Suspension-Brigde – Squamish

Ganz ungewöhnlich für meine kanadischen Sommer-Erfahrungen ist der Himmel heute eher grau und ein wenig trübe. Ich entspanne mich ein wenig, als wir Vancouver hinter uns gelassen haben. Eigentlich war es gar nicht schwierig, hier durchzufinden. Wer deutsche Städte gewohnt ist, weiß die vergleichsweise leeren, oft im rechten Winkel zueinander liegenden Straßen, die an den Kreuzungen hängenden gut lesbaren Schilder mit den Straßennamen, die gelassenere Fahrweise sehr zu schätzen.

Unser heutiges Ziel ist Squamish, dort habe ich über „AirB’nB“ zwei Nächte bei Colette gebucht, unsere Tagesetappe beträgt ab jetzt nur noch gut 60 Kilometer. Als deutsche Autobahnfahrerin war ich bei der Planung der Tour über die Informationen auf der „Hello-BC“-Seite bezüglich der Zeitangaben sehr überrascht: Viereinhalb Stunden? Für das Stückchen? Selbst auf Landstraßen brauchen wir – Stau-Zeiten mal außer Acht gelassen – kaum eine Stunde für eine solche Strecke. Hier aber dauert alles deutlich länger, denn „German Autobahn“ und „Highway“, das sind zwei völlig unterschiedliche Straßentypen.

Meine Tochter hat sich ebenfalls über die Strecke informiert und hat ein Zwischenziel aufgetan, das wir uns unbedingt ansehen wollen: Die Capilano-Suspension-Bridge, eine Hängebrücke, die von abenteuerlustigen Pionieren im 19. Jahrhundert wie auch immer über ein beeindruckendes Tal gebaut worden ist. Als wir uns diesem Ziel nähern, geraten wir in einen kanadischen Stau. Eine lange Autoschlange von anderen Hängebrücken-Interessenten wälzt sich durch die Straßen in Richtung Parkplätze. Die sind alle besetzt und so werden wir nach außerhalb dirigiert und genießen einen Shuttle-Service zur eigentlichen Attraktion.

Auch hier stehen wir zunächst wieder in einer Schlange. Das gibt uns Zeit für die alten Geschichten der First Nations.

 

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Die ersten Totempfähle meines Lebens habe ich in Victoria gesehen. Viele weitere dieser Schönheiten stehen in Duncan. Aber davon an anderer Stelle mehr.

Die Schlange rückt vor, die Bridge kommt in Sicht. Oder, um es genauer zu sagen: Die Menschen auf der Brücke kommen in Sicht. Manche gucken ganz cool, andere eher ängstlich, wieder andere kreischen, ob vor Angst oder Vergnügen kann ich nicht erkennen.

Die Brücke ist spektakulär, das muss man sagen. Natürlich gibt es rund um die Bridge jede Menge Tafeln mit Erklärungen darüber, wie sie gebaut worden ist. Aber richtig vorstellen kann ich mir so etwas nicht.

Mir reicht es schon, das Tal über die Brücke zu überqueren. Ganz schön wackelig! Aber wirklich schwingen tut die Brücke nicht, dazu ist sie viel zu voll. Wer hat eigentlich getestet, ob die Statik dieser Menschenmasse gewachsen ist?

Auf der anderen Seite laufen wir durch ein Stückchen Wald, mal mit festem Boden unter den Füßen, mal auf Pfaden durch die Baumwipfel. Es ist schön hier, trotz der vielen Mitmenschen.

Beim Allerweltslexikon „Wikipedia“ lese ich noch einmal die Geschichte der Bridge nach und erfahre, dass sie vom schottischen Ingenieur George Grant Mackay im Jahr 1888 über den Capilano-River gebaut wurde.  Wie immer bei Bauwerken, die zu Weltruhm gelangen, geraten die Namen der Menschen, die wirklich und wahrhaftig GEBAUT und oft genug dabei ihre Gesundheit, wenn nicht sogar ihr Leben in die Waagschale geworfen haben, in Vergessenheit: Über die Sherpas, ohne die kein Bergsteiger oben auf dem Mount Everest gestanden hat, wird nur als Lastenträger berichtet. Hier ist es nicht anders: Mackay spannte „(…) unter Mithilfe von zwei ortsansässigen Indianern und Zugpferden eine Seilbrücke aus Zedernholzplanken und Tauen aus Hanf über den Fluss.“

Aber es gibt ja auch noch andere Informationsquellen, und da taucht dann wenigstens ein weiterer Name auf: „In 1889 he suspended a footbridge made of hemp rope and cedar planks across the canyon with the help of August Jack Khahtsahlano and a team of horses who swam the ropes across the river. The ropes were then pulled up the other side and anchored to huge buried cedar logs.“  (http://www.west-kanada.info/capilano-suspension-bridge.html)

Aus Hanf und Zedernholz besteht diese Brücke aber nun nicht mehr: Sie wurde 1956 innerhalb von wenigen Tagen aus Beton und Stahl neu gebaut. Sonst würde sie wohl kaum den Besuchermassen standhalten, die sich offensichtlich täglich hinüberwälzen.

Ein schöner, spektakulärer Ausflug endet in strömendem Regen.

Schon bei unserer Weiterfahrt in Richtung Squamish klart es auf. Es wird in den nächsten drei Wochen keinen Regentropfen mehr geben. Aber ein paar graue Tage. BC brennt.

Heute wird der Himmel wieder blau und wir fahren den Highway 99 hoch in Richtung „Sky“. Links unten schimmert der Pazifik, zuerst flaschengrün, später blau. Rechts neben uns die Berge, steingrau, mit schneeweißen Flecken, die immer größer werden.

Squamish ist keine „Stadt“ im europäischen Sinne. Oder .  .  . vielleicht doch. Aus Schweden kenne ich solche Orte, die irgendwie kernlos sind. Squamish liegt rechts und links des Highways. Links die Geschäfte, Shops, Restaurants, Cafés. Rechts, ein Stückchen weiter hoch, die Häuser, manche mit Nachbarschaft, manche  einsamer, alles verstreut.

Wir landen bei Colette:

Sie ist nicht da. Schlüsselinstruktionen kommen pünktlich per SMS. Wir haben zwei Tage lang das wunderschöne, liebevoll eingerichtete Haus für uns. Und den Garten. Und die Katze.

 

Am Abend finden wir ein spektakuläres Plätzchen in einem Restaurant am Squamish River. Kanadischer könnte es nicht sein. Das Holz-Deck, die einfachen Möbel, die karierten Hemden, das Bier, richtige Burger 🍔, meiner mit Salmon.

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Und dann der Blick:

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Es könnte uns nicht besser gehen!

Allgemein

Verbindungen

Treibsand – Tihange

Wer hätte gedacht, dass es eine direkte Verbindung gibt zwischen Henning Mankells „Treibsand“ und meiner Wanderung von Einruhr nach Wollseifen und wieder zurück.

„Ich habe mein ganzes Leben mit der Atomkraft gelebt. Noch aus meiner Kindheit habe ich vage Erinnerungen an Proteste und die Angst vor Atomwaffen (…) Danach kam die Kernkraft, es folgten das Unglück von Three Mile Island, danach Tschernobyl und nun zuletzt Fukushima. Ich lebe mit der natürlichen Überzeugung, dass schon jetzt der Countdown für eine weitere Katastrophe läuft.“ (Seite 32f)

Wir hier, in Aachen, in der Eifel, verteilen Jodtabletten an die Schulen und wissen doch, dass sie nicht einmal als Tropfen auf einem heißen Stein gelten können.

Daran denke ich auf meiner Wanderung.

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Hiking, Wandern, Unterwegs sein

Wanderung Nummer 8: Von Einruhr nach Einruhr

Dies ist tatsächlich die erste Wanderung, bei der ich mich nicht verlaufe.

Als ich um viertel nach Acht in den Bus „SB63“ steige, werde ich vom Busfahrer schon wie eine alte Freundin begrüßt. Es nieselt und der Tag sieht grau aus. Der Bus ist fast leer. Außer mir scheint niemand aus dem Bett gekommen zu sein. Ich bin frohen Mutes, das Wetter soll mir keinen Strich durch die Wanderrechnung machen.

Auf der Seite „www.ich-geh-wandern.de“ habe die für heute geplante Wanderung ab Einruhr entdeckt. Sie führt über die „Wüstung Wollseifen“ zur Staumauer der Urft und von da aus wieder zurück nach Einruhr. Insgesamt will ich etwa 16 Kilometer laufen, das ist für mich schon eine ganz schöne Strecke.

Von der Bushalte aus gehe ich noch ein Stückchen in den Ort hinein und finde gegenüber dem „Heilsteinhaus“ ein hölzernes Schild mit der Aufschrift „Wanderweg Wollseifen“. Hier bin ich richtig.

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Schnell führt der Weg aus dem Ort raus in ein Waldgebiet. Jede Menge Bänke zeugen davon, dass hier an sonnigen Tagen vermutlich mehr los ist als heute. Das Nieseln geht in leichten Regen über, ich habe schon Hunger, bevor ich richtig losgegangen bin. Also hole ich meinen Schirm und meinen Trauben-Käse-Proviant aus dem Rucksack, um für den weiteren Weg gerüstet zu sein. Ich denke darüber nach, was ich gestern bei Henning Mankell gelesen habe. Er sucht in seinem Buch „Treibsand“ nach Augenblicken in seinem Leben, in denen er große Freude empfunden hat. Er selbst kann sogar einen Augenblick benennen, der „jede andere Freude übertraf“. Aber er spricht auch davon, dass man keine Rangfolge freudiger Momente aufstellen kann.

Ich habe  auf den Wanderungen der letzten Sonntage immer wieder Augenblicke der Freude erlebt. Meist waren das die Momente, die mir ein „Guck dir das an!“ oder „Unglaublich!“ entlockt haben. Bei dieser Wanderung passiert der freudige Moment, als ich die „Dreiborner Hochfläche“ erreiche, die ich auch letzte Woche schon gestreift habe, allerdings von der anderen Seite. Auch hier lese ich zuvor die Warnschilder, die eindringlich von den Gefahren durch liegengebliebene Munition abseits der Wege sprechen. Ehemaliges Truppenübungsgebiet. Aber die Pipipause kann ich unmöglich auf dem ausgewiesenen Weg machen. Ab ins Gebüsch. Ich gehe mal davon aus, dass nichts unter meinen Wanderschuhen explodieren wird.

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Lebend und deutlich erleichtert komme ich wieder raus. Und treffe ein paar Meter weiter auf die Hochebene. Unglaublich! Hier wächst kein Heidekraut, aber die Ebene ist voll mit Ginsterbüschen. Jetzt sind sie dunkelgrün und nass, das Gras ist beigebraun verwelkt. Der Himmel ist wolkenverhangen, nur wenige blaue Flecken. Es weht und pustet. Meinen Schirm brauch ich nicht, die Kapuze reicht. Wie mag es hier wohl im Juni aussehen? Gelb. Gelb. Hellgrün. Gelb. Voller Menschen? Gut möglich. Der schmale Weg schlängelt sich weit sichtbar durch die Hochebene. Vor mir in gebührendem Abstand eine bunte Wanderergruppe. Weit genug weg. Ich höre sie nicht. Das ist gut. Menschliche Geräusche erscheinen mir  mitten in so viel Natur oftmals völlig unpassend. Sie klingen nicht. Stören. Gehören hier nicht hin. Aber der Wind, der heute hoch oben in den Baumwipfeln weht, das zarte Fiepen der Meisen, das passt. Es erinnert mich an  andere Augenblicke großer Freude. Die habe ich empfunden, wenn ich vor vielen Jahren am ersten Morgen als Karnevalsflüchtling im Sauerland aufwachte, das Fenster offen, die Geräusche gedämpft vom  Schnee – und vier ganze Tage vor mir, in denen ich dem Alltag mehr entfliehen konnte als auf manchem sommerlichen Italien-Urlaub. Wenige, kostbare Tage, das Schlafengehen hinausgezögert, um die Zeit zu verlängern.

Die „Dreiborner Hochfläche“ scheint riesig zu sein. Auf einem großen Stein am Wegesrand liegt ein rostiges Ding, das irgendwie nach Munitionshülse aussieht. Ohne nachzudenken schubse ich das Ding runter. Upps. Fast erwarte ich einen Knall, eine Explosion. Meine Fantasie geht mit mir durch. Das also sind die gefährlichen Überbleibsel aus der belgisch-britischen Zeit. Weitergehen. Die bunte Wandertruppe ist aus meinem Blickfeld verschwunden. Aber als ich die „Wüstung Wollseifen“ erreiche, treffe ich sie wieder. Sie haben das ehemalige Dorf schon durchstreift.

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Am Dorfrand entdecke ich auf der linken Seite einen Bunker. Kindheitserinnerungen. Zwanzig Jahre nach Kriegsende gab es immer noch Bunker mitten auf den Feldern zwischen den Dörfern. Mein Vater und Sprengmeister Paul Schweda jagten sie in die Luft. Bohrten nach einem wohl überlegten Muster Löcher in den Beton. Füllten die Bohrlöcher mit Sprengstoff und Sandröllchen, die verhindern sollten, dass der Sprengstoff aus den Löchern wieder rausflog. In meiner Erinnerung durchstreifen wir Kinder die Bunker, wohlige Schauer des Schreckens begleiten unser Versteckspiel. Die Sprengung beobachten wir aus sicherer Entfernung. Weniger aufregend war das Aufsammeln der zu weit geflogenen Betonbrocken. Dieser Wollseifen-Bunker sieht sehr einladend aus. Aber da sind die Verbotsschilder und die Wandergruppe und mein verloren gegangener Mut.

Die „Wüstung Wollseifen“ lässt sich übersetzen mit „Dorf in der Senke“. Das fasse ich hier mal abenteuerlich aus den verschiedenen Informationstafeln zusammen, die ich im Dorf finde. Weit über tausend Jahre ist es her, dass dieses Dorf zum ersten Mal in den „Kirchenbüchern“ auftauchte. Ich sehe Fotos von gleichermaßen entbehrungsreichen wie freundlichen Zeiten. Jungen mit kurz geschorenen Haaren, Mädchen mit weißen Kittelschürzen und Schleifen im Haar. Kommunionskinder vor der Kirche. Schulklassen vor der „Katholischen Volksschule“. Der Lehrer links, das „Fräulein“ rechts. Ähnliche Bilder liegen in Zigarrenkisten im Keller meines Elternhauses. Immer wieder kommt mir der Gedanke, sie zu sichten, zu ordnen, für die Nachwelt aufzubereiten.

Die Fotos finde ich im Gebäude der ehemaligen Dorfschule. Es ist neben der Kirche das einzige Dorfgebäude, das noch steht. Die anderen Häuser rund um den Kirchplatz sind mit Hausnummern versehene Rohbauten, die unteren Fenster sind zubetoniert. Der Wind pfeift gespenstisch um die Ecken dieser Häuser, die zu betreten noch strenger verboten als verboten ist. Ich stelle mir vor, wie ich das Verbot übertrete, in eines der Häuser eindringe, die doch ein idealer Zufluchtsort für Gestrandete sein könnten. Wer lebt hinter diesen Mauern, hinter denen nie jemand leben sollte? Wer hat sich häuslich eingerichtet und kommt am Abend, wenn die Wanderer und Biker längst verschwunden sind, aus seinem besetzen Haus auf den Dorfplatz? Wer zündet in der alten Kirche ein rot flackerndes Lebenslicht an?

Die rohen Häuser wurden von den Belgiern gebaut. Die Dorfbewohner, die Ende des 2. Weltkriegs ihr Dorf verlassen mussten, nach dem Krieg aber zurückgekehrt waren, wurden ein Jahr später innerhalb von drei Wochen von der britischen  Siegermacht vertrieben und über die umliegenden Ortschaften verteilt. Sie krochen bei Verwandten und Freunden unter, erneut heimatlos geworden, nachdem sie den Krieg irgendwie überlebt hatten. Britische und später belgische Soldaten nutzten das Dorf als Truppenübungsplatz, die Rohbauten, um den Häuserkampf zu proben.

Diese „Wüstung“ ist ein Dorf, dem nicht nur der Schrecken des zweiten Weltkriegs innewohnt, sondern auch die Ängste der kalten Nachkriegszeit. Obwohl das Wort „Wüstung“ nichts zu tun hat mit „wüst“ sein, roh sein, unbarmherzig sein, klingt es gewalttätig und passt somit entsetzlich gut zum gespenstischen Eindruck, den dieses Dorf hinterlässt. Ein Halloween-Ort. Die Toten wurden nach dem Brand der Kirche im Jahr 1955 umgebettet.

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Mit einem letzten Blick auf den Bunker lasse ich das Dorf hinter mir. Ab jetzt führen mich die Schilder in Richtung Urftstaumauer. Ein paar hundert Meter weiter sehe ich an der rechten Seite, auf einem der nächsten Hügel, die „Ordensburg Vogelsang“. Ich hatte keine Ahnung davon, dass sie so nah ist. Ein- bis zweimal war ich an diesem geschichtsträchtigen, unrühmlichen, nationalsozialistischen Ort, und ich habe mir vorgenommen, auf einer meiner nächsten Wanderungen dort zu landen und mir nicht nur für die Natur Zeit zu nehmen.

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Auf dem Weg zur Staumauer treffe ich nur sehr wenige Wanderer. Ich laufe durch Buchenwälder, ab und zu plätschert es neben mir. Ich sehe zwei Eichelhäher, die sich ins Tal stürzen, alte, umgestürzte, bemooste Baumstämme und irgendwann schimmert der See durch die Bäume. Der Blick vom kleinen Aussichtspunkt herunter ist in der Tat wunderschön, ein bisschen trüb heute, aber die gigantische Staumauer ist beeindruckend.

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Ein weißes Schiff der „Rurseeflotte“ kommt in Sicht, hält vorschriftsmäßig an einem Steg und fährt dann wieder weiter. Niemand steigt aus, niemand steigt ein. Fast wirkt auch dieses Schiff gespenstisch, es ist völlig leer, nicht einmal ein Steuermann ist zu sehen.

Eine Zeit lang wandere ich am See vorbei, auf der linken Seite ein ums andere Mal schroffe Felsen, die in schönen Farben leuchten. Buchenblätter hinterlassen orangefarbene Teppiche auf dem Seewasser. Ich höre nur meine Schritte im Laub und das Tröpfeln des Regens, wenn der Wind die Baumkronen durchpustet. Von der Staumauer aus führen mich die Hinweisschilder wieder in Richtung Einruhr. Erstaunt stelle ich fest, dass die angeblichen 16 Kilometer mir leicht gefallen sind. Ich rechne die Angaben auf den Hinweisschildern zusammen: Von Einruhr bis Wollseifen etwa 6, von der Wüstung bis zur Staumauer etwa 5, dann noch mal 5 bis 6 Kilometer nach Einruhr. Okay, passt.

In Einruhr gönne ich mir einen heißen Kakao mit Sahne. Inzwischen gibt es hier das ein oder andere hübsche Lokal, wenn auch die nach altem Zigarettenrauch müffelnden Gaststätten meiner Kindheit noch in der Überhand sind. Vermutlich gibt es „draußen nur Kännchen“. Und auch auf meinem zweiten heißen Kakao, den ich mir in einer „richtigen“ Gaststätte gönne, weil der Bus erst eine Stunde später fährt, schwimmt kunstvoll aufgehäuft die Sprühsahne.

 

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Hiking, Wandern, Unterwegs sein

Wanderung Nummer 6: Durch die Teverener Heide

Oder: Alte Heimat-Route Eins

Die Wettervorhersage ist grottenschlecht: Regen, Schauer, 13 Grad, keine Spur vom „Goldenen Oktober“. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, den Sonntag drinnen zu verbringen. Drinnen bedeutet: ein Buch lesen („Der Pfau“ von Isabel Bogdan), hinterm Laptop verschwinden und irgendwann für die Schule arbeiten. Dabei habe ich das gestern schon getan, um heute wanderfrei zu haben. Außerdem habe ich mir gestern ein Auto gebucht, für halb elf.

Ich wache gegen sieben auf und es regnet. Ich bemühe meine „Wetter-App“, die eigentlich nur dann zuverlässig funktioniert, wenn sie das Wetter ansagt, das ich auch vom Fenster aus mit eigenen Augen erkennen kann. Angeblich hört es gleich auf zu regnen und ist dann bis zwei Uhr trocken. Okay. Aufstehen, Auto umbuchen, Rucksack packen, los!

Ich werde es nicht bereuen.

Mit Hilfe von Herrn Google finde ich den Weg, lande aber auf den letzten Metern an einem anderen Wandererparkplatz als angedacht. Die Tourbeschreibung – es ist Tour 3 der „Auf geht’s“-Zeitungswanderrouten – legt aber drei mögliche Startpunkte fest, sodass ich genauso gut vom „Parkplatz Scherpenseel“ aus loswandern kann und als erstes Highlight die „Scherpenseeler Denne“ entdecke. Hier hat sich die Natur eine riesige Sandgrube zurückerobert und ich erfahre anhand einer Infotafel, dass sich hier 120 Wildbienenarten zu Hause fühlen. Auch ich fühle mich hier zu Hause, es ist trocken, jedenfalls von oben, mein Blick schweift über das sandige Heidegebiet und ich kann mir vorstellen, dass es hier bei Sonnenschein ganz schön heiß werden kann. Als Winterkind sind mir der Regen, der feuchte Modergeruch,  die Pfützen auf dem gut ausgebauten Weg fast lieber. Ich bin – wie soll ich es sagen – schlagartig vergnügt und sehr zufrieden mit der Entscheidung, das warme Bett und mein Zuhause früh verlassen zu haben.

Das haben allerdings auch andere Menschen getan. Auf dieser Route treffe ich deutlich mehr Spaziergänger, Radfahrer, Wanderer, Jogger als auf den bisherigen Touren. Das liegt vielleicht daran, dass das regenzeitlose Fenster nur vier Stunden dauern soll, vielleicht aber auch daran, dass sich die Tour insgesamt eher als Spaziergang entpuppt denn als Wanderung. Es ist trotzdem schön. Sehr sogar. Ich komme vorbei an kleinen Teichen und größeren „Tonseen“, an Heidekraut und Birken, an weißen, gelben, braunen und roten Pilzen. Ich glaube, dass ich in den letzten sechs Wochen insgesamt mehr Pilze gesehen habe als in den 20 Jahren zuvor.

 

Neben deutlich mehr Mitmenschen treffe ich auch deutlich mehr Hunde. Mehr Ziegen. Mehr Schafe. Schon wieder fühle ich mich an meine Kinderzeit auf dem Dorf erinnert: Es war immer wieder spannend, den „In-den-Stall-Trieb“ der Kuherde unseres bäuerlichen Nachbarn zu beobachten. Dem Muhen zuzuhören. Die Kuhfladen auf der Straße dampfen zu sehen. Hier und heute blökt und meckert es und es riecht streng nach Schafs- und Ziegenfell.

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Aber die Idylle trügt. Die „Tonseen“ sind ursprüngliche Naturwunden, die – seit den Neunzigern sich selbst überlassen – nun  Zwergtauchern und Libellen als Lebensraum dienen. Mir kommt das gigantische Loch des Braunkohletagebaus in den Sinn. Eine riesige Wunde, die vielleicht Generationen von Wanderern nach mir als Naturschutzgebiet präsentiert werden wird. Wie wird sich die Natur dort ihren Weg bahnen?

Der Weg durch die Heide ist mit gelben Wegstreifen gut gekennzeichnet. Ich verlaufe mich kein einziges Mal. Nachdem ich am „Parkplatz Hohenbusch“ vorbei an Lösch- und Fischteichen gewandert bin, komme ich an  einem weiteren Stück trügerischer Idylle vorbei. Rechts neben mir säumen Bäume, Moos, Pfützen den sandigen Weg,  links ein großer grüner Stacheldraht-bewehrter Zaun. Er trennt die NATO-Airbase vom Rest der Heide ab, und auch, wenn man von der Base selbst kaum etwas sieht oder hört, ist es seltsam unpassend.

Ein langes Wegstück begleitet mich dieser Zaun. Dann macht mich eine rote Hinweistafel auf den „Wiggelewak“ aufmerksam und ich lerne, dass es sich dabei um ein Moor handelt, das sowohl vom Grundwasser als auch vom Regenwasser gespeist wird und so empfindlich ist, dass es nicht einmal Trittspuren verzeiht. Überhaupt sind die Hinweistafeln hier schön geschrieben und informativ, sodass ich Lust habe, sie zu lesen. Das ist nicht immer so.

Irgendwann verlasse ich den Zaun, die Air-Base, den Wald, treffe am Waldrand auf einen Reiter und folge eine Zeitlang der eleganten Bewegung eines fuchsbraunen Pferdehinterns. Wieder im Wald laufe ich vorbei an riesigen, auch schon braun gefärbten Farnen und finde das „Grotenrather Püttchen“. Hier erfahre ich, dass es sich um eine ehemalige Quelle handelt, zu der man früher das Vieh getrieben hat, die aber durch den Sand- und Kiesabbau der neunziger Jahre versiegt ist. Man kann nur noch vage erahnen, dass der „Pütt“ ein Brunnen war. Und dann bin ich auch schon am Ende meiner Wanderung, die trotz einer Picknickpause nur knapp zweieinhalb Stunden gedauert hat. Ich fand’s schön, werde vielleicht im Winter noch einmal zurückkommen, wenn die riesigen rotbraunen Farne endgültig am Boden liegen, die kleinen Teiche und Seen gefroren sind, vielleicht sogar Schnee unter meinen Wanderschuhen knirscht. Ich fand’s schön, trotz der NATO-Air-Base und trotz der Hinterlassenschaften umweltdummer Mitmenschen, die Plastikflaschen und Tempo-Tücher-Verpackungen und Bonbonpapierchen und Blondinen auf dem sandigen Heideweg vergessen haben.

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Hiking, Wandern, Unterwegs sein

Wanderung Nummer 4: Die Getzbach-Route

Schon nach drei Wanderungen merke ich: Die Routen der Aachener Zeitung sind mir nicht mehr genug. Ich will mehr. Mehr Wald. Mehr Ruhe. Mehr Natur. Mehr Moor.

„Haus Ternell“ scheint mir hierfür der geeignete Startpunkt zu sein. Ich behaupte, dass fast jeder Aachener meiner Generation diesen Namen schon einmal gehört hat. „Haus Ternell“ steht irgendwie für das „Hohe Venn“, steht für die Landschaft, bei deren Erwähnung ich jahrelang eher zusammengezuckt bin und freundliche Ausreden gesucht  und gefunden habe: „Sollen wir einen Spaziergang machen? Vielleicht durch’s Hohe Venn?“

Jetzt aber, mit dem in vier Kanada-Sommern gewachsenen Sinn für’s Draußensein, mit der Überlegung, was im Leben wichtig ist und was nicht, mit dem Gedanken, was ich denn heute noch tun würde, wenn es mein letzter Tag wäre, klingt das „Hohe Venn“ nach augen- und ohrenfreundlicher Umgebung, nach Waldduft, nach an meinen neuen Wanderschuhen saugenden schlürfenden und matschenden und moorigen Wasserlachen. Im Matsch spielen gehört nicht zu meinen prägendsten Kindheitserinnerungen. Wohl aber die: Ich lande mit einem bis dahin weißbestrumpften Bein in einer Öltonne. Und stecke vor Schreck das andere Bein auch noch rein. Wer A sagt, muss auch B sagen. Entsetzen, Verstecken, sinnlose Waschversuche, ungläubige Blicke meiner Eltern. Gab’s Prügel? Lachanfälle? Ich weiß es nicht mehr.

Jetzt also das Moor. Dieses Mal muss für die Anreise wieder das „Cambio“-Auto herhalten. Am Ende wird mich diese Wanderung ungefähr 20,- € kosten – aber besser konnte ich meinen Sonntag nicht verbringen!

Fast schon routiniert packe ich meinen blauen Rucksack, drucke meine Google-Anreise aus, lade mir die „Getzbach-Route“ als Offline-Karte aus der „Komoot-App“ auf meinen iPod und fahre los. Startpunkt der Reise ist das bereits erwähnte „Haus Ternell“, an dem ich vor vielen Jahren einmal gelandet bin, ganz bestimmt nicht aus eigenem Antrieb, und das über einen Parkplatz verfügt, der proppenvoll ist, denn: Hier kann man auch essen! Meine Erfahrung lehrt mich, meinen Startpunkt nicht eigenmächtig zu verlegen, zumal ein schneller Blick auf meine Offline-Karte und auf mein Handy mir klarmachen, dass ich mich hier erneut auf mich selbst und diverse Hinweisschilder verlassen muss. Die Aussage der auch hier freundlichen Info-Center-Dame „Da hinten, an der Tafel mit der Wanderkarte, funktioniert das GPS wieder“ trifft für mich und meine Gerätschaften nicht zu. Irgendwas mache ich falsch.

Ich suche mir also eine Parkmöglichkeit irgendwo an einer Waldeinfahrt, hoffe, dass mein Auto nicht zu tief im weichen Lehmboden versinkt und gehe unter Einsatz meines Lebens – die Straßenstrecke ist so marode, dass ein Spaßvogel ein Schild mit dem Titel  „Highway to hell“ aufgestellt hat, und die häufig deutschen Autofahrer verstehen das  offenbar als Einladung zum Rasen – zum Startpunkt zurück, um mit der freundlichen Wanderführerin zu besprechen, worauf ich achten muss. Sie drückt mir – überzeugt von meinen Fähigkeiten, mich damit zurechtzufinden – eine Wanderkarte in die Hand, warnt mich vor dem ersten Stück des Weges bis runter zum Getzbach – „Danach ist der Weg gut ausgebaut und ganz einfach zu laufen“ – und hofft, mich vor Schließung des Info-Lokals wiederzusehen. Das wird nicht klappen. Ich werde für diese Strecke viel länger brauchen als die angegebenen dreieinhalb Stunden. Wegen meiner leckeren Picknick-Sachen, wegen des zu schnuppernden Wald-Duftes, wegen der machmal fehlenden Hinweisschilder – dieses Mal muss ich auf ein grünes Kreuz  +  achten – und der daraus resultierenden Umwege.  Gegen sechs Uhr werde ich unruhig werden, in die falsche Richtung laufen – weit und breit kein grünes Kreuz auf weißem Grund, dafür aber ein großer grüner irreführender Pfeil – mich fragen, wie ich ohne funktionierendes Handy nach einer Waldnacht morgen früh mein Nicht-Erscheinen in der Schule erklären soll – und auf ein junges Paar treffen, das mich auf Englisch darüber aufklärt, dass „House Töörnell“ da hinten um die Ecke liegt. Ich erinnere mich an den Struffelt-Stein. 😂 Und stelle fest: Ich muss wieder lernen, mich auf meine Ohren zu verlassen. Der „Highway to hell“ ist ziemlich deutlich hörbar.

Der Abstieg ins Getzbach-Tal erweist sich als glitschig, matschig, rutschig. Leider liegt hier kein Ast am Wegesrand, auf dem ich mich abstützen könnte. Ich schaffe den Abstieg, der länger ist als vorher vermutet, ohne mir Hals und Beine zu brechen und auch, ohne im Matsch zu landen. Neben dem Plätschergeräusch des Baches höre ich muntere Unterhaltungen mehrerer Wandererkollegien, die mich beunruhigen: Sollte dies hier die Hauptstrecke der sonntäglichen Venn-Fans sein? Muss ich etwa die Natur mit Haufen von Aachenern teilen, die sich wie ich nach Ruhe sehnen, gefährliche Rutschpartien in Kauf nehmen und dann statt dem Blätterrauschen zu lauschen unfreiwillige Teilhaber tief schürfender Gespräche über Sinn und Zweck der Briefwahl für Wanderer werden? Wird Martin Schulz neuer Bundeskanzler? Sollte auch ich das nächste Mal Briefwahl beantragen, um rechtzeitiger auf der Wanderstrecke zu sein und drohendem Verirrungs-Dunkel im belgischen Venn besser vorbeugen zu können? Wann kaufe ich mir Wanderstöcke?

Ich lande am Getzbach. Sehe einen grünen Pfeil auf weißem Grund. Finde beides auf der Wanderkarte. Wende mich nach links. Ein gut ausgebauter Weg. Für mich allein. Beruhigendes Bachplätschern. Zeit für die ersten blauen Trauben.

 

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Die „Getzbach-Route“ führt mich am Bach vorbei, durch Buchenwälder, hügelauf, hügelab, über breite helle Wege, dunkle rutschige Pfädchen, über kleine Brücken, Stolpersteine, glitschige Wurzeln und herumliegende Äste, von denen ich mir den ein oder anderen greifen muss, um eine Stütze zu haben. Kurzum: Ich finde die Route nicht ganz so bequem, wie mir die Wanderführerin suggeriert hatte. Das liegt sicher an unseren unterschiedlichen Wander-Erfahrungen. Der Weg ist schön. Abwechslungsreich.    Anstrengend. Zumindest für mich. Es ist wenig los. Bis auf eine deutsche Familie und eine Englisch sprechende Gruppe junger Leute begegne ich niemandem mehr. Der überwiegende Teil führt durch den Wald. Lange laufe ich am Getzbach entlang, irgendwann durch offenere Wiesen- und Heidelandschaft.

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Ich treffe auf fette rote Fliegenpilze, die in den Büchern meiner Kindheit als gefährlich giftig beschrieben wurden, und die ich bisher sehr selten „in echt“ gesehen habe. Überhaupt scheint es ein Pilzjahr zu sein. Selbst meinem ungeübten Auge fallen die vielen verschiedenen Pilzsorten auf, die aus totem Holz sprießen, am Wegesrand stehen, unter braunem Laub hervorlugen. Nicht selten finde ich einen Steinpilz. Oder das, was ich dafür halte. Meine Hand ins Feuer legen würde ich dafür nicht.

 

Gegen Ende des Weges treffe ich auf den Ternell-Bach. So sagt jedenfalls die Karte, die ich dann doch bemühen muss. Schilder mit grünem Kreuz? Mangelware. Irgendwann wird auch klar, warum: Ich habe mich verlaufen. Und da ich spät losgegangen bin an diesem Wahlsonntag, wird es irgendwie auch schon dunkler im dunklen Wald. Zurück zur falschen Abbiegung. Den anderen Weg. Da hoch? Okay. Erleichterung am nächsten grünen Kreuz.

Der Rest des Weges ist Geschichte. Siehe weiter oben. Das Ergebnis des Wahlsonntags auch. Kurz nach Schließung der Wahllokale schließe ich die Tür meines Cambio-Autos auf. Drücke auf den Radio-Knopf. Angie und Martin haben herbe verloren. Martin ist sauer. Angie muss nach Jamaika. Und ich nach Hause. Die AFD wird sich selbst zerfleischen. Die Welt wird nicht untergehen. Der Wald wacht weiter über seine Wanderer.

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