Links rum, rechts rum oder doch besser zurück?
Voller Enthusiasmus stürze ich mich auf die zweite „Zeitungswanderung“: Der „Struffelt“ – ein Teil des „Hohen Venns“ will erforscht werden.
Das „Hohe Venn“ ist mir natürlich ein Begriff: Hochmoor vom Feinsten. Ich erinnere mich an einen Betriebsausflug und an die blonde Kollegin, die sich mit High Heels auf den Weg machte, Moorhühner und Birkhühner mit ihrer Schönheit zu beeindrucken. Sie fand genug männliche Ritter, die sich ihrer annahmen, wenn die Absätze in den Stegbrettern steckenblieben.
Vom Struffelt hatte ich hingegen noch nie gehört. Ebenso wenig von der „Dreilägerbachtalsperre“, die als eines der Highlights des Weges gilt. Am gleichnamigen Parkplatz sollte die Route beginnen. Und da fing das Problem schon an: Karten lesen gehört nicht gerade zu meinen Stärken, mein Handy verweigerte den GPS-Dienst und schon fuhr ich hin und zurück, um mich dann für irgendeinen Parkplatz zu entscheiden, an dem ein Wegweiser in Richtung „Struffelt“ wies. Konnte ja nicht so falsch sein. War es auch nicht.
Übrigens liegt der Parkplatz direkt hinter Rott, an der Bundesstraße. Und auch, wenn ich die Gegend schon mehrfach durchfahren habe, war mir überhaupt nicht bewusst, dass sich hinter den Bäumen am Straßenrand (die sieht man an der Autobahn schließlich auch) ein „richtiger“ Wald auftut. Ich habe mich einfach nicht wirklich dafür interessiert. Das ist jetzt deutlich anders, Kanada sei Dank.
Ich marschiere los. Und irgendwann entdecke ich auch das erste Hinweisschild des Eifelvereins: Struffelt-Route. Perfekt.
Nachdem ich die ersten Spaziergänger hinter mich gelassen habe, ist um mich herum nur noch Natur. Mir wird klar, dass es hier egal ist, wer ich bin, woher ich komme, wie ich aussehe. Viele Bäume hier sind schon länger da als ich, die meisten werden mich überleben. Ich könnte poetisch werden: Irgendwie fühle ich mich aufgenommen, geborgen . . .
Und dann das: Abseits des gut ausgebauten Weges (Deutschland, nicht Kanada! Das bisschen Wald muss herausgeputzt werden und vorzeigbar sein 😀) plätschert es: ein kleiner Steg, ein Weiher, eine Bank mit dem Blick auf moorige Graslandschaft. Und ich, ganz allein.
Hier könnte ich sitzen bleiben. Und tu es auch. So lange, bis ich andere Wanderer ankommen höre.
Ich laufe weiter. Der Weg ist gut erkennbar, manches Mal hoffe ich tapfer auf das nächste Hinweisschild. Neben mir plätschert es, dann rauscht es lauter. Ich lande am Vorbecken der Talsperre.
Sonst immer eher flott unterwegs, muss ich hier darauf achten, nicht über Steine zu stolpern oder auf Wurzeln auszurutschen. Ich bleibe oft stehen. Mal, um den Waldduft zu schnuppern, mal, um dem Plätschern der Rinnsale zuzuhören, mal, um nach den Hinweisschildern zu fahnden.
Irgendwann lande ich an der Bundesstraße und interpretiere die Pfeilrichtung falsch. Am Parkplatz der Dreilägerbachtalsperre wird mir klar, wo ich hätte starten müssen. Ich kraxele hoch, diesmal in munterer Gesellschaft von wandernden Senioren – zu denen ich mich inzwischen wohl auch zählen sollte. Alle bestens ausgerüstet: Wanderschuhe und Stöcke. Ich schaffe die Kraxelei ohne größeren Unfall und stehe an der Talsperre, von der ich vorher noch nie gehört hatte, obwohl sie „um die Ecke“ liegt.
Und wohin jetzt? Immerhin habe ich den Ausgangspunkt eigenmächtig verlegt. Aber ein Rundweg ist doch rund, oder? Ich bin mir da nicht so ganz sicher. Beim Weiterwandern wird mir dann klar, dass ich das Ganze von hinten aufgezäumt habe. JETZT kommt das eigentliche Highlight: das Moor, die Stege, das Heidekraut.
Ich wäre begeistert, schliche sich da nicht die Sorge ein, das (Leih)-Auto nicht mehr rechtzeitig zu finden. Hinweisschilder finden sich immer noch, aber ich habe das Gefühl, den Kreis noch mal von vorn zu durchlaufen. Ich könnte die inzwischen zahlreicheren Spaziergänger fragen, aber wie peinlich ist das denn? Noch bis zu dem Stein da. Nee. Das hat keinen Zweck.
Ich kehre um. Laufe an der Landstraße entlang, in die hoffentlich richtige Richtung. War das wirklich sooo weit??? Ja. War es. Da hinten, „mein“ Auto. 🚗 Erleichterung. Und jetzt werde ich übermütig! Das kann doch nicht sein. Rundweg ist Rundweg. Und deshalb fange ich noch mal von vorn an. Und entdecke, dass „der Stein“ zwanzig Meter vor dem Rundweg-Ende liegt. Uppps!