Als Neu-Wanderin (zum Glück ist Wandern gerade angesagt – ich brauche mich also nicht in die Liste des Senioren-Vereins einzutragen) habe ich einige Mühe, die passenden Trips zu finden. Es gibt gute Seiten im www, aber für mich müssen einige Anfänger-Bedingungen erfüllt sein, damit ich mich in die unbekannte Natur traue. Am liebsten sind mir Trails, die ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann, denn ich lebe ohne eigenes Auto. Zwar kann ich mir problemlos ein „Cambio-Auto“ leihen – meist von jetzt auf gleich – aber auf die Dauer wird es doch zu teuer – 30 € sind schon drin, wenn ich Richtung Eifel fahre und das Auto stundenlang auf einem Wanderer-Parkplatz steht. Ja, die gibt es. Auch neu für mich.
Nach etwa zwei-stündiger Recherche entscheide ich mich für den „2-Täler-Weg“: ein etwa 13 km langer Rundweg, dessen Startpunkt mit dem Bus „SB63“ von Aachen aus gut zu erreichen ist. Von der Haltestelle „Kesternich-Post“ (von Aachen aus braucht der Bus eine Stunde) gehe ich Richtung Kirche und dann weisen mir auch schon die „51“-Schilder den Weg.
Früh aufstehen heißt die Devise. Kurz vor Acht verlasse ich das Haus, den Rucksack wie immer gepackt mit einem Becher Kaffee, einer Brotdose mit „Callaidou-Käse“ und blauen Trauben und einer Flasche Wasser und allen Dingen, die man sonst so braucht oder brauchen könnte: Lippenstift 😂, Tempotücher, einem feuchten Waschlappen und zwei Geräten, die EIGENTLICH über GPS verfügen sollten. Nach einigen Irrungen und Wirkungen der letzten Wanderungen gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass ein Satellit mir den richtigen Weg weisen könnte. Beide Geräte versagen auch dieses Mal.
Um es kurz zu machen: ein wunderschöner, nicht sehr anstrengender Weg durch Wald, Wiese, vorbei an plätschernden Bachläufen, unter vielen Buchen, deren Blätter schon so langsam nach unten segeln.
Ich bin allein.
Auf den versammelten 13 Kilometern treffe ich genau zwei Mountain-Biker und ein Ehepaar mit Hund, das Pilze sammelt. Vier Stunden lang allein. Zweimal überquere ich eine Bundesstraße und sehe Autos, nehme aber die Menschen nicht wahr.
Wunderbar. Selbst gewählte Einsamkeit. Ich bleibe stehen, wenn ich das Blätterrauschen hören will oder das Bachplätschern oder die Warnrufe der Eichelhäher. Nichts und Niemand beleidigt mein Ohr.
Ich verlaufe mich nur an zwei Stellen. Aber heute bin ich früh unterwegs, die Gefahr, bei Dunkelheit im Wald zu verschwinden, ist nicht gegeben. Der Weg ist gut gekennzeichnet, die „51“-Schilder-Pfeile nur nicht immer eindeutig. Egal. Ein wenig Hin-und-Her macht den Weg spannender und mich ein wenig fitter.
Bisher dachte ich, dass ich solche Moosteppiche nur in Kanada finden kann. Es stimmt nicht. Sie sind nicht weit entfernt. Hier ist es auch schön!
Wie wunderbar, das zu entdecken!